Zehn Antworten zur Divertikulitis

Was verbirgt sich hinter dem medizinischen Fachbegriff Sigmadivertikulitis?
Das Sigma ist ein Bestandteil des Dickdarms, der so genannt wird, weil er S-förmig verläuft.
In diesem Bereich bilden sich Aussackungen, und zwar an den Stellen, wo Gefäße von außen durch die Darmwand treten. Korrekterweise müsste man eigentlich von Pseudodivertikeln sprechen, weil nicht alle Schichten der Darmwand beteiligt sind. Ein echtes Divertikel wäre, wenn sich die ganze Darmwand in allen ihren Schichten aussacken würde.

Wenn wir von richtigen Ausbuchtungen oder Aussackungen reden – wie voluminös kann man sich diese vorstellen?
Normalerweise sind Divertikel kleinfingerendgliedgroß. Aber es gibt auch Divertikel die können durchaus sechs, sieben oder acht Zentimeter groß werden. Da kann man also durchaus von einer  sichtbaren morphologischen Veränderung sprechen.  

Was unterscheidet eine Divertikulose von einer Divertikulitis?
Die Divertikulose ist das Krankehitsbild, bei welchem die Divertikel keine Entzündung aufweisen. Die Divertikulitis hingegen ist die entzündliche Form.

Wie lassen sich denn Aussackungen ohne Entzündung von Betroffenen überhaupt bemerken?
Das sind tatsächlich häufig Zufallsbefunde, die während der Darmkrebsvorsorge, also beispielsweise bei einer Koloskopie gemacht werden. Man geht davon aus, dass 75 Prozent aller Menschen, die diese Divertikel haben, das gar nicht wissen. Nur 25 Prozent bekommen einen Entzündungsschub, und von denen wiederum bekommen nur 25 Prozent einen weiteren, zweiten, dritten oder vierten Entzündungsschub. Bei denjenigen Patienten mit nur einem einzigen entzündlichen Schub heilen die meisten Divertikel ohne nochmalige Erkrankungen aus.
Typische Symptome sind linksseitige Bauschmerzen, Fieber, Stuhlunregelmäßigkeiten und Darmblutungen. Eindeutig diagnostiziert wird die Erkrankung meist mit einer Computer-Tomografie. 

Welche Formen der Erkrankung werden operativ behandelt?
Das sind allgemein gesprochen komplikative Fälle, von denen es eine ganze Reihe gibt.
Da sind zum Beispiel Fisteln, also sich ausbreitende Entzündungen, wie sie zwischen Harnblase und Darm oder zwischen Prostata und Darm entstehen können. Oder auch  Perforationen, wenn also eine Divertikel geplatzt ist und sichtbare Eiterbildung auftritt - da würde man auf alle Fälle auch operieren. Bei einer Mikroperforation sehen wir nur eine diffuse Entzündung. Die muss man nicht operieren, es sei denn, diese kommen immer wieder oder es handelt sich um Patient*innen mit weiteren Komplikationsrisiken wie zum Beispiel einer Immunsuppression (Störung des Immunsystems).

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen den Beschwerden durch Divertikel-Erkrankungen und Beschwerden die durch andere funktionelle Erkrankungen hervorgerufen werden können – sprich  Reizdarm. Das muss genau diagnostiziert werden. Wenn sie einen Reizdarm als Divertikulitis operieren, dann haben sie das Falsche gemacht. Man kann und muss das klinisch differenzieren, denn die Beschwerden – linksseitige Bauchschmerzen - können ganz genauso sein.

Kann es gefährlich werden, wenn eine Sigmadivertikulitis unbehandelt bleibt?
Ja, wenn es unerkannt und auch unbehandelt bleibt. Man bezeichnet die Divertikulitis auch als so genannte Linksappendizitis. Appendizitis ist ja die Blinddarmentzündung, deren Beschwerden immer rechts auftreten. Sind die Bauchschmerzen aber linksseitig, kann es das Sigma sein.

Mit welchen Methoden werden Fälle behandelt ?
Die akute Behandlung der Divertikulitis  ist in der Regel eine konservative, also medikamentöse Behandlung. Es gibt aber auch Fälle wo ein akutes Abdomen entsteht. Dann operiert man, und zwar entsprechend den Erfordernissen der zugrundeliegenden Komplikation. Das kann bis dahin gehen, dass man eine so genannte Hartmann-OP vornimmt, also einen künstlichen Darmausgang legt.

Welche operativen Verfahren kommen üblicherweise bei Divertikulitis zum Einsatz? 
Die geplanten Operationen werden regelhaft minimalinvasiv vorgenommen. Ausnahme dabei sind größere Voroperationen. In der Akutphase hängt es von der Expertise des Operateurs ab.

Handelt es sich um eine häufige Erkrankung? Und welche Altersgruppen sind statistisch am meisten betroffen ?
Das Auftreten der Divertikelerkrankung ist vom Alter abhängig. Es gibt aktuelle Zahlen zur Prävalenz, die für sich sprechen: 13 Prozent bei den unter 50-Jährigen, 30 Prozent in der Bevölkerungsgruppe zwischen 50 und 70 Jahren und 66 Prozent bei den über 86-Jährigen.  

Was sagt die Forschung zu den Ursachen für die Entstehung von Divertikeln? Welche Möglichkeiten der Prävention haben die Menschen?
Interessant ist, dass diese Erkrankung eine typische „Western Style Erkrankung“ ist . Man kennt sie in Afrika eigentlich nicht. Es muss also irgend etwas was mit Wohlstand zu tun haben. Man geht von unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten aus, zum Beispiel was Ballaststoffe anbelangt. Denn das scheint der Unterschied zwischen der westlichen und der afrikanischen Ernährung zu sein. Ansonsten: Vermeiden von Rauchen, Vermeiden von Übergewicht, Vermeiden von zu geringer körperlicher Aktivität – das soll so sein, aber ganz klar ist das alles nicht.

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Prof. Dr. med. Jörg Kleeff

Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Zusatzbezeichnung Spezielle Viszeralchirurgie

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